Was ist das Enneagramm?
Ennea ist das griechische Wort für “neun” und gramma bedeutet “Modell” oder “Zeichen”. Das Zeichen mit den neun Spitzen wurde wahrscheinlich zum ersten Mal von Georg Ivanowitsch Gurdjieff (gest. 1949) in den Westen gebracht und dürfte dem Sufismus entstammen.
Gurdjieff verwendete das Symbol, um Prozesseabläufe und ihre Störfaktoren zu verdeutlichen. Erst gegen Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden durch Oscar Ichazo (Bolivien) Persönlichkeitsstrukturen derart auf dem Symbol platziert, dass weitergehende Aussagen über verschiedene Arten, die Welt zu sehen und sich in ihr einzurichten sowie Interpretationen der typspezifischen Verhaltensweisen in Zeiten von Stress oder Entspannung möglich waren.
Das Enneagramm ist ein psychologisch-spirituelles System zur Erklärung neun radikal verschiedener Arten und Weisen, die Welt zu sehen, zu verstehen und sich in ihr zu bewegen. Jede dieser Sichtweisen hat Vor- und Nachteile, keine ist besser als irgend eine andere. Menschen mit gleichen Denk-, Fühl- und Verhaltensstrategien werden je nach Zugehörigkeit als “Typ 1”, “Typ 2”, …, “Typ 9” bezeichnet.
Die Zugehörigkeit zu einer Typkategorie wurde bestimmt, als wir als junger Mensch damit konfrontiert wurden, dass wir nicht nur ein eigenständiges Individuum sind, sondern dass wir als solches auch in einer Umwelt leben und mit anderen interagieren müssen. Die Motivation, in einer gegebenen Situation in einer bestimmten Art und Weise zu agieren und auf sie zu reagieren, bestimmt unseren Enneagrammtyp. An der Oberfläche kann das Verhalten einzelner Enneagrammtypen sehr ähnlich aussehen (sog. “look-alikes”), das zugrundeliegende Bedürfnis (oder der – meist automatisch ablaufende und daher oft unbewusste Zwang, die “Überlebensstrategie”) für ein solches Verhalten differenziert jedoch die Typen.
Die neun Typen werden in einer Grafik dargestellt und miteinander kombiniert (Ennea = Neun, gramma = Zeichen), was u.a. Vorhersagen über bestimmte Verhaltensweisen in Zeiten von Ruhe oder Stress ermöglicht. Aus der Anordnung der Typen auf dem Enneagramm und die sie verbindenden Linien können auch persönliche Entwicklungsmöglichkeiten abgeleitet werden.