Brücken bauen in der deutschsprachigen Enneagrammwelt
Erstes erweitertes D-A-CH-Treffen in Mainz
Bereits zum achten Mal trafen sich die Vertreter der vier größten Enneagramm-Vereinigungen im deutschsprachigen Raum, um die Gemeinsamkeiten ihrer Lehransätze auszuloten. Das Treffen fand erstmals in Form eines Retreats statt. Der Ökumenische Arbeitskreis Enneagramm e. V. (ÖAE), das Deutsche Enneagramm Zentrum e.V. (DEZ), der Enneagrammverein in der Mündlichen Tradition nach Helen Palmer (EMT) e.V. und das Enneagramm Forum Schweiz (EFCH) hatten jeweils Vorstandsmitglieder und Enneagrammlehrende in die pfälzische Bischofsstadt Mainz entsandt. Drei Tage tauschten sich diese darüber aus, welche Gemeinsamkeiten zwischen der Lehrtradition und der Herangehensweise ihrer Organisationen bestehen. Das Enneagramm ist u. a. eine Theorie der Persönlichkeit, welche bei Menschen neun verschiedene (Charakter-)Muster unterscheidet. Sie fördert persönliches Wachstum und findet Anwendung in verschiedenen Bereichen, in denen es um ein gelingendes Miteinander von Menschen geht, unter anderem in Psychologie, Seelsorge, Jugendarbeit und Geschäftswelt.
Wie in vielen anderen Ländern der Welt, gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz – der „D-A-CH-Region“ – eine lebhafte und bunte „Enneagramm-Szene“. Die sog. „D-A-CH-Treffen“ gibt es seit längerer Zeit. Die Ennea-Idee gelangte Ende der 1980er Jahre aus den USA unter anderem nach Mitteleuropa. Anders als andere Modelle genießt sie jedoch keinen urheberrechtlichen Schutz; daher unterscheiden sich die Herangehensweisen und Interpretationen von Verein zu Verein unterschiedlich stark. „Das Ziel des Wochenendes, Vertrauen aufzubauen und miteinander über unser Modellverständnis ins Gespräch zu kommen, haben wir erreicht.“ stellten Katrin Richter und Martin Schreiber vom DEZ fest, die die Veranstaltung als offenen Großgruppenprozess moderierten. „Im Grunde haben wir viel Übereinstimmung gefunden, jedoch verzeichnen wir zum Teil unterschiedliche praktische Herangehensweisen an die Enneagrammarbeit,“ strich Doris Wetzig, langjährige ehemalige Vorsitzende des ÖAE heraus, die das Treffen federführend vorbereitet hatte. „Über das, was die einzelnen Grundmuster im Enneagramm ausmacht und darüber, welche ethischen Grundsätze gelten, um herauszufinden, zu welchem Muster ein Mensch gehört, liegen wir sehr nah beieinander.“ resümierte Lydia Schaller-Hasler vom EFCH. Das hätten die drei Tage intensiven Austauschs sehr deutlich gemacht. So sehen alle Vereinigungen eine große Verantwortung bei denen, die Enneagrammwissen weitergeben und andere Menschen bei deren Standortbestimmung im Enneagramm unterstützen. Sich über das eigene Muster mit dessen inneren Gesetzlichkeiten bewusst zu werden, kann streckenweise auch schmerzhaft und belastend sein. „Daher erwarten wir von allen, die Mitmenschen mit dem Enneagramm begleiten, dass sie besonders einfühlsam und achtsam dabei vorgehen,“ so Susanne Malinowski-Richter, Vorsitzende des EMT. Jedoch erkannten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch, dass es terminologische Unterschiede der verschiedenen Enneagramm-Schulen gibt. „Das macht die fachliche Verständigung nicht leichter.“ so Eva Gumbinger vom EMT.
„Wir sind zuversichtlich, dass dieser konstruktive Prozess auch über das Jahr 2018 hinaus weitergeht.“ wünscht sich Peter Maurer, als Vorsitzender des ÖAE, der unter anderem die österreichischen Enneagrammanwender vertrat. Denn letztlich eint die Mitglieder aller deutschsprachigen Enneagrammvereinigungen ein Ziel: Sie wollen mit dem Konzept dazu beitragen, dass viele Menschen möglichst gemäß ihren Anlagen leben und Zufriedenheit im Leben erreichen können.
Verfasser: Alexander Pfab, ÖAE, ap.pa@web.de