8. – 10.11.2019 in Ritschweier

Thema: Unsere Geschichten von innerer Heilung und Transformation“ 
                mit  Jürgen Gündel

Dieser Bericht ist der Versuch ein Wochenende zu beschreiben das, auf eine sehr intensive Art, anders war als das, was wir sonst von unseren Tagungen gewohnt sind.

Jürgen sagte zur Begrüßung: „Dieses Ding zerschießt alle Formate. Ob es gutgeht, hängt von uns allen ab. Wir werden hingehen und sammeln: Was haben wir an Erlebnissen von innerer Heilung und Transformation. Das kann von einer selbstinitiierten Veränderung, bis hin zu einer religiösen Erfahrung reichen. Jeder hat solche Erlebnisse aber manchmal ist es so, dass wir sie wieder vergessen. Es ist aber wichtig ihnen Raum zu geben. Wir brauchen es alle, dass unsere Entwicklung bezeugt wird. Wir brauchen Validierung als Gegengift des Vergessens.“

Im Rundgang danach ergänzte jeder der 29 teilnehmenden Menschen die Sätze:
„Wenn ich in meinem Typ bin, dann…“
„Wenn ich nicht in meinem Typ bin, dann…“

Jürgen ergänzte: „David Daniels, einer der Enneagrammväter, hat davon gesprochen, dass für Transformation fünf Faktoren notwendig sind, die fünf A`s:

A wareness  (Gewahrsein) Ich nehme wahr, wenn ich in meinem Typ bin.
A cceptance  (Akzeptanz) Ich nehme wahr in meinem Typ zu sein und akzeptiere das.
A ppreciation  (Wertschätzung) Es gelingt mir Wertschätzung für meinen Typ aufzubringen.
A ction  (Handlung) Welche Handlung entsteht, wenn ich  wahrnehme, akzeptiere, wertschätze?
A dherence  (Dranbleiben) Ich beschäftige mich kontinuierlich mit meinem Typ.

Deshalb kümmerten wir uns in der nächsten Übung um die „weiche Seite der Transformation“. Mit Prozessen von Anerkennung, Schutz und Dankbarkeit.

Samstag vormittag eröffnete Jürgen die Runde mit dem Worten: „Heute wollen wir einen Versuch mit dem Pallaverkreis starten. Das ist für uns eine neue, spannende Sache und eine Struktur, die gut gangbar ist. Wenn ihr nachher sprecht, versucht Worte zu verwenden, die ans Herz gehen. Eine Sprache, die vom Herzen ausgeht und das Herz der Anderen erreicht.“

Um den Pallaverkreis vorzubereiten beantworteten wir in der folgenden Stunde, in Einzel- und Stillarbeit Fragen mit dem Auftrag, uns nicht mit der Größe des Geschehens zu „hypnotisieren“, sondern auf den Moment außerhalb unseres Typs zu schauen, wie wir ihn normalerweise kennen.

Jürgen: „Für einige Kulturen bedeutet „pallavern“ das Kennenlernen vor geschäftlichen Verhandlungen. Hier sind wir aufgerufen zu sprechen, wenn wir den Impuls dazu verspüren. Es ist ein sich selbst steuernder Gruppenprozess. Die nicht Sprechenden halten den Raum im da sein mit bezeugendem Bewusstsein. Sie nehmen interessiert wahr, was die Erlebnisse der Anderen sind, positiv wie negativ.“

Wir setzten uns in einem großen Kreis, die Typen nebeneinander, um die Mitte, in der sich auf dem Boden ein Pallaverkreis aus Ton (9 Figuren, die sich an den Händen halten) und ein großer Glaskristall befanden.

Wenn jemand sprechen wollte, holte er sich den Kristall und sagte:
„Ich heiße… und habe den Typ…“ Wir antworteten: „Hallo…“
Nach Abschluss der Rede legte die Person den Kristall zurück in die Mitte und wir bedankten uns beim Sprecher.

Die folgenden Stunden waren sehr intensiv und geprägt von soviel Vertrauen und Offenheit aller Teilnehmer, dass nichts davon den Weg in diesen Bericht finden wird. Es bleibt in unseren Herzen.

Nachdem alle, die sprechen wollten gehört worden waren, sagte Jürgen: „Es gibt ein Gebet das lautet: `Schweig dem Herrn und halt ihm still, dass er wirke was er will`. Das einzige , was wir tun können, ist uns an die Grenze des Kontollierbaren zu begeben und dann zu hoffen und zu bitten.“

Sonntag vormittag erzählte uns Jürgen von Almaas` „Theorie der Löcher“ (Void)

„Zu Beginn unseres Lebens sind wir im Selbst oder in der Essenz. Normalerweise kommt es aber, mit Bildung der Persönlichkeit, zum Selbstvergessen. Dadurch entsteht ein Loch, eine Leere, die sich unangenehm anfühlt. Wir wollen das Loch stopfen. An diesem Punkt entstehen  Sucht, aber auch Elemente des Typs, wie das Selbstideal. Wenn wir das süchtige Verhalten stoppen und das Loch und die Leere aushalten, hat das Loch die Tendenz sich von oben, vom ursprünglichen Selbst her, zu füllen.“

In einer letzten Übung beschäftigten wir uns deshalb mit den Fragen:

  • Wie bin ich in meinem Selbstideal?
  • Was wäre, wenn ich mein Selbstideal lassen könnte?
  • Welche Körperempfindungen tauchen dann auf?
  • Was, wenn es das Gold wäre?

Zurück im Kreis zitierte Jürgen Leonard Cohen: „Wir wollen gesehen worden sein bevor wir gehen.“

Und deshalb sagte jeder von uns in der bewegenden Schlussrunde:

„Was, wenn es das letzte Mal wäre, dass ihr mich seht, möchte ich, dass ihr von mir in Erinnerung behaltet…“

Ich glaube, wir Menschen des Pallaverkreises, haben selten solch eine herzliche, sinnvolle und berührende Tagung erlebt.

Für Jürgen und seine behutsame, humorvolle und haltende Führung gab es am Schluss standing Ovations.

Danke, dass ich dabei sein durfte, Claudia